- Ausstellung: Entdecken Sie die Welt der Musikinstrumente
- Die Gestaltung Der Musikinstrumente
Einleitung
Schon immer vereinten Musikinstrumente mehrere Funktionen in sich: als Klangwerkzeuge, als symbolische und dekorative Gegenstände im sozialen und religiösen Bereich."
Kostbare Materialien, durchgestaltete Formen und Verzierungen wurden zu verschiedenen Zeiten in allen Kulturen eingesetzt, um einzelnen Instrumenten eine herausragende Bedeutung zu verleihen, sie für Sammler oder Reisende begehrenswert zu machen, oder bisweilen auch, um die besonderen Fähigkeiten eines Instrumentenmachers herauszustellen - was allerdings nicht immer im Dienste des eigentlichen musikalischen Zwecks geschah.
So sind die Verwendung von Elfenbein und aufwändige Verzierungen in Asien und Afrika spätestens seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen. Etwa zur selben Zeit ist diese Erscheinung auch in Europa dingfest zu machen. Hier verläuft sie gemeinsam mit einem wachsenden Interesse an Instrumentalmusik und der neuen Bedeutung, die das Sammeln besonderer Gegenstände in der Renaissance gewann.
Die Verbreitung der ersten Musikinstrumentensammlungen in Italien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts beförderte die Experimentierfreude sowohl mit besonderen Materialien und aufwändiger Dekoration als auch mit ungewöhnlichen Formen und Bauweisen, die verschiedene dieser Stücke zu Unikaten machten: etwa Orgeln mit spiralförmig angeordneten Pfeifen oder Blasinstrumente in der Form von Tieren und Ungeheuern. Darüber hinaus entstanden Musikinstrumente aus schwierig zu bearbeitenden, wertvollen Mineralien oder aus Materialien wie Elfenbein, Ebenholz, Silber und Gold im Bereich des Lauten- und Tasteninstrumentenbaus. Im Verein mit geschnitzten und gemalten Verzierungen entstanden so Musikinstrumente, die als eigene Kunstwerke anzusehen sind.
Gemalte Dekorationen
Bemalte Instrumente sind in Europa spätestens seit dem späten 16. Jahrhundert üblich, in den Ländern des Fernen Ostens sind sie wesentlich früher dokumentiert. Wegen der verschiedenen Formen, Bestimmungen und Materialien der Instrumente gibt es bei Bemalungen verschiedene Grade von Wichtigkeit und Detailreichtum: von einfachen geometrischen Dekorationen bis hin zu symbolischen Farben und Formen, die ein Instrument mit einem bestimmten Volk oder Stamm in Verbindung bringen können, mit einem sozialen Umfeld oder sogar mit einem bestimmten Besitzer, dessen Wappen tragen.
Seit dem 17. Jahrhundert entstand eine neue Tradition, besonders bei der Produktion europäischer Tasteninstrumente, deren große flache Deckel den idealen Untergrund für aufwendige Ölgemälde boten. Landschaften, Architektur, Blumen und Musikszenen begannen auf den Instrumenten zu erscheinen, manchmal zu musikbezogenen mythologischen Themen, etwa zu Orpheus, der die Tiere mit dem Klang seiner Lyra zähmt. Diese Kunstwerke wurden nicht nur von anonymen Malern ausgeführt, sondern auch von berühmten Künstlern. Das Interesse an diesen Gemälden und die Qualität derselben stiegen derart an, dass in manchen Fällen nur der Deckel eines Instrumentes überlebte, während der Rest im Laufe der Zeit dem Zerfall anheim fiel.
Besonders Geformte Teile
In den Mythen der ganzen Welt ist die Beziehung zwischen Musikinstrumenten, ihren Spielern und der Natur ein immer wiederkehrendes Thema. Oft wird diese Beziehung durch Instrumente dargestellt, die ganz oder teilweise anthropomorph (menschenförmig) oder zoomorph (tierförmig) gestaltet sind. Während diese Gestaltelemente in einigen Kulturen eine starke symbolische Bedeutung besitzen, dienen sie in anderen vor allem dekorativen Zwecken. Letzteres ist besonders bei europäischen Instrumenten der Fall, die aus der Zeit zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert stammen. Diese Verbindung zeigt sich auch in den Namen, die bestimmte Instrumententeile tragen: So haben Saiteninstrumente einen „Korpus“ (lat. Körper) mit einem „Hals“, manche Blasinstrumente haben ein „Kopfstück“ und enden in einem „Fuß“. Bei Tasteninstrumenten kommt es vor, dass die „Beine“ und „Füße“, auf denen das Instrument ruht, tatsächlich als solche geformt sind. Darüber hinaus werden modellierte und geschnitzte Elemente auf vielen Instrumenten (europäischen wie außereuropäischen) aus rein dekorativen Gründen angebracht, üblicherweise an Teilen, die keine Rolle bei der Klangproduktion spielen, etwa an Ständern oder an der Außenseite von Blasinstrumenten.
Wertvolle Werkstoffe
Die Auswahl des Materials zum Instrumentenbau wurde traditionsgemäß aufgrund der Klangeigenschaften, Haltbarkeit und Verfügbarkeit getroffen. Ausnahmen zu dieser Regel gibt es, seitdem Instrumente als solche interessant wurden und nicht mehr allein als Werkzeuge zur Klangerzeugung betrachtet wurden. Wertvolle, besondere Werkstoffe wie Elfenbein, Schildkrötenpanzer und Stein sowie Edelmetalle wie Silber und Gold finden sich in aufwendigen Einlegearbeiten und Dekorationen auf Instrumenten oder ersetzen manchmal die traditionellen Materialien einzelner Instrumententeile.
Während Elefantenstoßzähne bereits im Mittelalter zur Produktion von Oliphanten dienten, begann man im 16. Jahrhundert, Elfenbein auch für die Herstellung von Lauten, Gitarren und Blasinstrumenten wie etwa Blockflöten, Querflöten und Zinken zu verwenden. Etwa zur gleichen Zeit tauchen Tropenhölzer im Lauten- und später im Tasten- und Blasinstrumentenbau auf. Trompeten aus Silber und Gold sind uns bereits aus dem 16. Jahrhundert aus Nürnberg bekannt.
Zur Verbesserung des Klanges trug die Verwendung wertvoller Stoffe nur selten bei (Platinflöten aus dem 20. Jahrhundert bilden hier eine der seltenen Ausnahmen), meist änderte sich der Klang durch diese Veränderungen kaum, in manchen Fällen kam es sogar zu einer starken Beeinträchtigung des Klangs durch das Material – wie etwa bei Instrumenten, die vollständig aus Marmor bestehen –, wodurch die dekorative Funktion gegenüber der musikalischen in den Vordergrund rückte.